Tagesthema
Foto gefunden bei Imageshack
Anguane
Bin momentan unterwegs und wünsche Euch von hier aus:
Einen guten Rutsch in das neue Jahr 2010. Möge es ganz nach Eurem Geschmack sein!
Herzliche Grüße
Anguane
In diesem Jahr habe ich mich an einem E-Adventskalender versucht. Für alle Leser und Leserinnen, die Spaß daran haben: Ihr findet den Kalender unter einer eigenen Seite (Klick am Seitenkopf “Adventskalender”).
LG
Anguane
Zuweilen irr treibt der Sinn seine weißen
Blüten in mein Winterschwarz, definiert
neue Räume, neue Zeiten. Bald
quantisch springt er in meinem
Gedankennetz umher, verweist auf das
Weiter.
Unmerklich nur streift er meine
Absteckungen, darin verhängen sich
die Wolken, reißen in vereinzelte
Fäden, spinnen kapriolisch Wahnsinnsgarn.
Mensch mach doch keine
Anstalten.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal die Vision einer erfüllten, gemeinsamen Zukunft hatte, wann er das letzte Mal über den Moment hinausdenken konnte ohne dabei seine verknotete Kehle und sein bebendes Herz zu spüren. Nein, wirklich nicht, sein Gedächtnis ließ ihn jämmerlich im Stich - musste es wohl. Was sollte es außer einer eingeschnürten Seele, einem schwer arbeitendendem Herzen und dem Geschmack von Salz auf der gesamten Hautoberfläche auch bringen? Was anderes, als einen hysterischen Magen und gelähmte Knochen, was, als rhythmisch zuckende Augenlider und Mundwinkel?
Für kurze Zeit, in Relation zu seinen bereits verbrauchten Tagen auf Erden, glaubte er an die Sicherheit äußerer Gegebenheiten, vergaß dabei lediglich die fragilen Verstrebungen des damals stabil wirkenden Bauwerkes mitsamt der Gerüste.
Angst, ja, Angst wurde ihm mit ins Kreißsaalbettchen gelegt aufgrund des Versäumnisses der resolut wirkenden Schwester, dieses Gefühl gleich mit der Nabelschnur zu unterbinden. Eine Ängstlichkeit, die sich alsbald mit einer hellhörigen Sensitivität, einem wachen Geist, nicht zu brechendem Stolz (nur an nach außen unsichtbaren Stellen fanden sich doch haarfeine, schmerzende Risse) und vor allen Dingen mit einem unergründlich tiefen Wunsch, von anderen gemocht zu werden, paarte.
Schon in früher Kindheit fiel ihm die ein oder andere überraschende Lösung für seine Ängste ein. Die Geschwister seiner Angst halfen ihm dabei. Das war ihre ureigene Aufgabe, denn nichts wog auch nur annähernd so viel wie dieser, sein innigster Wunsch, ein Teil des wärmenden Ganzen zu sein - koste es fast, was es wolle.
Damals vor fast dreißig Jahren wähnte er sich am Ziel und war es vielleicht auch, doch das Leben verweigerte ihm ein lebenslanges Asylrecht. Die Methode der Verweigerung erschien ihm besonders perfide, war sie doch keineswegs durch die Veränderung des äußeren Rahmens gekennzeichnet, sondern kam vielmehr in Gestalt einer seltenen Krankheit daher, die aus seiner Frau - ein großer Bestandteil des ehemals wärmenden Ganzen - eine Fremde machte. Eine Fremde, die in einer anderen Sprache aus einer anderen Welt mit anderen Gepflogenheiten zu ihm sprach.
Verstehen kann man vieles nicht, handhaben einiges - auf unterschiedlichen Wegen. Der Weg der Spiritualität schien ihm unbegehbar. Er konnte und wollte sich nicht einreihen in der Heerscharen alter und neuer Spiritueller. Er sah sich nicht als Gedanke Gottes, sondern vielmehr die Existenz Gottes als einen Gedanken des Menschen, des leidenden, sinn-, halt- und trostsuchenden Menschen. Gleich daneben der Weg des noch relativ jungen Marktes esoterischer Heilsbringer - gewinnbringend, nur nicht für ihn. Die Anhänger des Moments in direkter Gefolgschaft. In seinen Augen das Privileg der Kinder und Pensionäre. Er hingegen musste durchaus die Konsequenzen seiner Entscheidungen für ein wahrscheinliches Morgen sorgfältig überdenken. Musste und wollte dies auch.
Die mittleren Jahre brachten noch den ein oder anderen nicht immer dornenfreien Lösungsversuch mit sich. Nein, sein sehnlichster Wunsch ging nicht in Erfüllung, er blieb endgültig vom bergenden Mutterschoß entfernt.
Schon wollte er resignieren, sich dem Vakuum, der Leere seines Geistes hingeben, als sich ein Gedanke, vielmehr eine Erinnerung regte. Taugte sein Gedächtnis noch? Seine Erinnerung eröffnete ihm einen Blick auf seine dreizehnten bis dreißigsten Lebensjahre. Lebensjahre, die ihn prägten, und er dachte: “Nein, Leben für und im Moment: das war mir schon immer zu unrealistisch, eigentlich auch unmenschlich und zudem anstrengend.
Aber es gibt eine Variante des Themas, meine Variante: Leben in jedem Moment mit guter Musik, leben für jeden Moment mit guter Musik.”
Als er sich, beschwingt durch diese Gedanken, auf dem Weg zu seinem nächsten Konzert befand, streifte sein Blick die ausgestellte Neuware eines mehrstöckigen Buchladens.
Alles Glück kommt nie las er im Vorbeigehen.
Beitrag zum Schreibaufruf Donnas:
www.donnaschreibt.com
Danke für die schöne Idee, Donna. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, komme hoffentlich ohne Virus zurück, und der Computer bleibt hier. Bis dann.
P.S. “Alles Glück kommt nie” heißt das neue (bislang von mir ungelesene) Buch von Anna Gavalda.
(…)
Dieser Himmel aus königlich blauem Samt
und das flimmernde Sommerlicht
das sich als Funkeln der Wellen am Strand
und wie Gold durch Baumkronen bricht
Den Harzgeruch und den salzigen Wind
will ich fest in Gedanken verschließen
auch dass wir hier beide zusammen sind
und das Leben gemeinsam genießen
Das Zirpen der Grillen das Wellengeraun
in den Wipfeln singt leise der Wind
wir aber schweigen und wolln einfach schaun
ein Gemälde das duftet und singt
Bilder hat man im Kopf
und nicht in der Hand
kein Foto kein Film kann sie fassen
sie leben im Herzen
und erblühn im Verstand
in Farben die niemals verblassen
Benedikta Buddeberg
Da ich momentan beruflich und familiär sehr eingespannt bin und in der kommenden Woche ein paar Tage verreisen werde, lege ich eine Blogpause von circa 10 Tagen ein. Lasst es Euch gut gehen!
Herzliche Grüße und bis bald
Anguane