Was…
… ist Frühling? Wachstum in jedem Ding.
G. M. Hopkins
Anguane
Ferne Berge seh ich glühen!
Unruhvoller Wandersinn!
Morgen will ich weiter ziehen,
Weiß der Teufel, wohin?
Ja, ich will mich nur bereiten,
Will - was hält mich nur zurück?
Nichts wie dumme Kleinigkeiten!
Zum Exempel, dein Blick!
Wilhelm Busch
…man auch reist, so viel man auch sieht, von den Minaretten des Tadsch Mahal bis zur sibirischen Steppe, man kommt schließlich doch zu einer bedauerlichen Schlussfolgerung - meistens, während man im Bett liegt und zum strohgedeckten Dach einer bescheidenen Unterkunft in Indochina hinaufblickt (…)
Es ist unmöglich, das erbarmungslose, hartnäckige Fieber loszuwerden, das man allgemein unter dem Namen Heimat kennt. Nach dreiundsiebzig Jahren der Qual habe ich jedoch eine Kur gefunden. Man muss wieder nach Hause gehen, die Zähne zusammenbeißen und, auch wenn es noch so mühselig ist, zu Hause ohne jede Beschönigung seine exakten Koordinaten determinieren, die Längen- und Breitengrade. Erst dann hört man auf, zurückzublicken, und sieht die spektakuläre Aussicht, die vor einem liegt.
Swithin nach Marisha Pessl
Das Mädchen ist total verrückt!
(…)
Natürlich ist sie nicht verrückt,
sie lebt nur gern gefährlich
und redet sehr schnell,
als hätte sie ständig Angst,
nicht fertig zu werden.
Mit sich?
(…)
Hans Kruppa
(…)
ein Schatten fiel ins Zimmer, und eine Stimme,
die verdächtig nach der Gottes klang,
sprach: “Ich habe euch nicht erschaffen,
damit ihr eure kurze Zeit auf Erden nicht genießt!”
Der Schädel des mongolischen Kriegers lachte schallend,
die Schädel der tibetischen Mönche blieben stumm,
und wir - wir stießen an auf einen Glauben, der das Leben liebt.
Henning Ahrens (Laute Verse, Gedichte aus der Gegenwart/dtv)
angeregt durch einen Kommentar von manacur zu “All die”
… Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.
Salvador Dali
Tage wie Vögel und locker wie junges Haar.
(…)
Er spielt mit der Sonne. Bald wird sie dein Fenster
erreichen
und steigt dir ins Zimmer, das lange voll Schatten war.
Christine Busta
(…) an die Gelassenheit, ich erinnere mich an die Weite - und finde mich so oft wieder in der Enge meines Terminkalenders, in meinem verplanten Alltag, in den manchmal mit so wenig Lust besetzten Aufgaben, die halt zu tun sind - und in all dem fühle ich mich manchmal wie in einem prachtvollen Gefängnis. (…)
Da gibt es Menschen, die mich mögen, die mir das Beste wünschen - und mich manchmal doch mit ihren Hoffnungen und Wünschen und Erwartungen irgendwie unter Druck setzen. Und ab und an kann es sogar geschehen, dass an der Tür meines Gefängnisses das Wort “Liebe” steht - dass mich einer so sehr liebt, dass er mich “haben” und “besitzen” will - und mir gerade dadurch meine Freiheit nimmt.
(…)
Ich spüre mich in all meiner Gebrochenheit, in all meinem Unheilsein, in all meiner Unzulänglichkeit - und in mir ist und bleibt eine Hoffnung, eine Sehnsucht, eine Erinnerung, eine Trauer.
Andrea Schwarz
…gelang es ihm, einer akuten Überwältigung zu entkommen und wieder in die Normalität seines Alltags zu finden. Natürlich, das Leben war eine Folge von überflüssigen Aufregungen: mit solchen braven Beruhigungen ließ sich der Schmerz am Abend noch weiter besänftigen. Und es war noch nicht einmal nötig, alt zu werden, um die Überflüssigkeit der Aufregung zu bemerken.
(…)
Es müßte möglich sein, zugleich jung und alt zu sein; erst dann wäre es auch möglich, nicht mehr Opfer allzu eindeutiger Gefühle zu werden. In seiner Erlebnismüdigkeit hielt er dies schon für einen guten, fast schon wichtigen Gedanken,…
Wilhelm Genzino