Nicht, …
…was wir erleben, sondern wie wir
empfinden, was wir erleben, macht unser
Schicksal aus.
Marie von Ebner-Eschenbach
Anguane
…was wir erleben, sondern wie wir
empfinden, was wir erleben, macht unser
Schicksal aus.
Marie von Ebner-Eschenbach
(…)
Der Sonne Glanz drängt uns zu neuen Taten,
neidisch bläst der Wind von vorn,
Vergangenes lief scheinbar von alleine,
stetig nagt das Jetzt an unsrer Seele,
der Gegensatz zieht uns in seinen Bann,
so schwer und doch so schön ist es,
das Leben.
Silvia Bartsch
Mein Herz ist ein Kind,
das die Unvernunft liebt
und lieber Seifenblasen pustet,
als zur Schule zu gehen,
das froh ist ohne jeden Grund
und lacht über den Ernst des Lebens.
(…)
Hans Kruppa
… dir, du tiefe Kraft,
die immer leiser mit mir schafft
wie hinter vielen Wänden;
jetzt ward mir erst der Werktag schlicht
und wie ein heiliges Gesicht
zu meinen dunklen Händen.
Rainer Maria Rilke
“Helfer”, die nicht um ihre eigenen Verwundungen wissen, können nicht heilen. Sie können von obenherab Ratschläge erteilen - aber das hilft nicht. Verwundete brauchen Menschen, die mit ihnen gehen, die an ihren eigenen Verwundungen leiden, die wissen, wie sich das anfühlt, wenn es wehtut. (…)
Andrea Schwarz
Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz’ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag’ ich mein Gemüte:
Ist’s ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?
Paul Heyse
…der dich der Welt verliehen,
die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
bist alsobald und fort und fort gediehen,
nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
so sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
J.W. Goethe
“Ehrlich gesagt, das Problem ist ganz einfach, daß ich nicht weiß, wer du bist.” Ein Schweigen folgte. “Sprich nicht in Rätseln”, flüsterte er.
“Tu ich doch gar nicht. Ich weiß wirklich nicht, wer du bist.”
(…)
“Und selbst, wenn ich´s wüßte”, sagte sie, “würde das leider nichts helfen, weil ich nämlich auch nicht weiß, wer ich bin.”
Richard Yates
Wie kommt es nur, daß wir noch lachen,
Daß wir uns noch freuen Brot und Wein,
Daß wir die Nächte nicht durchwachen,
Verfolgt von tausend Hilfeschrein.
Habt ihr die Zeitung nicht gelesen,
Saht ihr des Grauens Abbild nicht?
(…)
Des Tags, im wohldurchheizten Raume:
Ein frierend Kind aus Hungerland,
(…)
Wie kommt es nur, daß du am Morgen
Dies alles abtust wie ein Kleid
(…)
Die Klugen lächeln leicht ironsch:
Ca c´est la vie. Des Lebens Sinn.
Denn ihre Sorge heißt lakonisch:
Wo gehen wir heute abend hin?
Und nur der Toren Herz wird weise:
Sieh, auch der große Mensch ist klein.
Ihr lauten Lärmer, leise, leise.
Und laßt uns sehr bescheiden sein.
Mascha Kaléko