Wir…
…leben alle in einer Wüste - keiner versteht keinen.
Gustave Flaubert
Anguane
Ich bin anstrengend. Das klingt erst mal ziemlich lässig. (…) Ich werde sehr schnell wütend, traurig, überdreht und laut. Auch das klingt zunächst sehr sympathisch: Ach, Karo ist einfach sehr emotional. In Zeiten, in denen Jugendliche sich, ohne mit der Wimper zu zucken, bei einer Cola Enthauptungsvideos im Internet ansehen, ist das doch toll, wenn jemand noch ordentlich fühlt! Aber ich kann versichern: Das ist anstrengend für mein Umfeld, und es ist vor allem anstrengend für mich. Gefühle sind Stress. (…). So bin ich. Anstrengend. Und ich kokettiere damit nicht. Denn jegliches bei mir ankommende Gefühl, ob positiv oder negativ, potenziert sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Drama. In meinem Bauch bildet sich ein Feuerball und ich sehe rot. Kleinigkeiten machen mich irre, wegen einer Mücke werde ich zum Elefanten. (…)
Als mir mal, nach einer Dreiviertelstunde Suche, ein mir eindeutig zustehender Parkplatz von einer anderen Frau weggeschnappt wurde, bin ich zunächst ausgestiegen, um zu argumentieren, als ich damit aber scheiterte, habe ich aus Wut einfach angefangen, zu weinen, (…). Ich finde in solchen Momenten einfach kein Ende. (…) Normale Menschen zählen in diesem Moment wohl einfach bis zehn, aber ich komme erst gar nicht bis zur Zwei. Ich lege sofort los. Kickstart. Von null auf hundert! Wäre ich ein Sportwagen, die Brandenburger Dorfjugend würde sich um mich reißen. (…)
aus: Mängelexemplar/ Sarah Kuttner
… gleichen wir einem Film, der belichtet wird.
Entwickeln wird ihn die Erinnerung.
Max Frisch
… des Lebens ist an sich so seltsam, daß er überhaupt nicht zu ertragen wäre, wenn wir imstande wären, diese Seltsamkeit in der Gegenwart ebenso deutlich zu empfinden, wie sie uns in der Erinnerung und in der Erwartung meistens zu erscheinen pflegt.
Arthur Schnitzler
… der letzte und allgemeine Maßstab für den Wert eines Menschen, ob er auch der Andacht fähig ist, ob er seine Gedanken vom Staub des Werktages losmachen und eine Feiertagsstille in sich erzeugen und würdig genießen kann.
Paul von Heyse
Ein Abschied verleitet immer dazu, etwas zu sagen,
was man sonst nicht ausgesprochen hätte.
Michel de Montaigne
Es ist wieder einmal an der Zeit, allen aktiven Mitbloggern/innen, deren Blogeinträge ich nach wie vor mit Interesse verfolgen darf, ein Dankeschön auszusprechen und weiterhin allen, die nun schon seit Monaten regelmäßig hier kommentieren. Danke aber auch an all jene, die “leise” mitlesen.
Ich wünsche Euch einen guten Sommer!
LG
Anguane
Still doch! Es war ja der Wind nur,
Welcher dich fürchten gemacht.
Sieh, alle Dinge sind nur
Wandelnde Schatten der Nacht.
Aber das Auge erhellt sie
Mehr als die Sonne vermag,
Schenkt ihnen Leben und stellt sie
In den taumelnden Tag.
Alexander von Bernus
…, wie empfindsame Seelen einander verstehen, ohne viel zu reden. Ein entschlüpftes Wort, eine nachdenkliche Miene, eine undeutliche, zusammenhanglose Bemerkung, ein halbes Bedauern, eine Andeutung, der Tonfall, der Gang, der Blick, die Aufmerksamkeit, das Schweigen - all dies entdeckt sie einander.
Denis Diderot