Anguane
Feb 28 2009

Unlängst

UnlängstVorübergehend entkleidete Stämme
fast schon erbarmungswürdig
Unlängst noch gerungen
mit den letzten Fragen
Diesen Fragen, die noch
keine Antworten kennen
Gerungen mit dem Tod
der die Entblätterung brachte
und nicht zuletzt
diese hoffnungslose Leere
Leblose fahle Hüllen
rufen sich raschelnd
in Erinnerung
warten geduldig auf Verwandlung

Nachkommen leben auf

                  Foto: Herbert Raschke/Pixelio

Feb 28 2009

Zeitgemäße Ansprache

Wie kommt es nur, daß wir noch lachen,
Daß wir uns noch freuen Brot und Wein,
Daß wir die Nächte nicht durchwachen,
Verfolgt von tausend Hilfeschrein.

Habt ihr die Zeitung nicht gelesen,
Saht ihr des Grauens Abbild nicht?
(…)

Des Tags, im wohldurchheizten Raume:
Ein frierend Kind aus Hungerland,
(…)

Wie kommt es nur, daß du am Morgen
Dies alles abtust wie ein Kleid
(…)

Die Klugen lächeln leicht ironsch:
Ca c´est la vie. Des Lebens Sinn.
Denn ihre Sorge heißt lakonisch:
Wo gehen wir heute abend hin?

Und nur der Toren Herz wird weise:
Sieh, auch der große Mensch ist klein.
Ihr lauten Lärmer, leise, leise.
Und laßt uns sehr bescheiden sein.

Mascha Kaléko


Feb 27 2009

Schein

schrei
Foto: Geralt/Pixelio

        Schrei
        der letzte
        will gesehen werden
        das wahre Ziel verfehlt
        Schein

Feb 26 2009

Laß doch…

winter-09-178

Laß doch die Zukunft noch schlafen, wie sie es verdient. Wenn man sie nämlich vorzeitig weckt, bekommt man eine verschlafene Gegenwart.

Franz Kafka


Feb 25 2009

Fast…

FAST
…einmal mehr innegehalten
…einmal weniger gestritten
…einmal mehr nach innen geschaut
…einmal mehr die Hand gereicht
…einmal mehr verzichtet
…einmal mehr verziehen
…einmal mehr verstanden
…einmal mehr gestaunt
EN
…dlich mehr geachtet die anderen und dich selbst
…dlich ihr nicht mehr hinterhergelaufen, der
ZEIT


Feb 25 2009

Aschermittwoch

aschermittwoch

Carl Spitzweg


Feb 24 2009

Dem Himmel so fern

winter-09-022
Das Blau verhangen
mittels grauer Abdeckung
dem Himmel so fern


Feb 23 2009

Allein

Wie schwer er trägt clown2
an der professionellen Leichtigkeit
-für andere

Wie wehmütig er zeichnet
das eingefrorene Lachen
-für andere

Wie hart er übt
die seichten Witze
-für andere

Für andere, in
deren Applaus
der Vorhang fällt

Eine abgelegte Maske
ein abgeschminktes Lachen
ALLEIN

                Foto: im99+46/Pixelio

Feb 23 2009

Der Februar

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.
(…)
Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzt wie Narren,
um zu scheinen, was wir sind.
(…)
Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.

Erich Kästner


Feb 22 2009

Ausbruch

karneval
Foto:Peter Ries/Pixelio

        Freiheit
        der Narren
        so sehnsüchtig erwartet
        von der geknebelten Menge
        Ausbruch