Ist Orr verrückt?
Klar ist er verrückt, sagte Doc Daneeka.
Kannst du ihn fluguntauglich schreiben?
Klar kann ich das. Er muß aber erst darum bitten. So verlangt es die Vorschrift.
Warum bittet er dich denn nicht darum?
Weil er verrückt ist, sagte Doc Daneeka. Er muß einfach verrückt sein, sonst würde er nicht immer wieder Einsätze fliegen, obgleich er oft genug knapp mit dem Leben davongekommen ist. Selbstverständlich kann ich Orr fluguntauglich schreiben. Er muß mich aber erst darum bitten.
Mehr braucht er nicht zu tun, um fluguntauglich geschrieben zu werden?
Nein, mehr nicht. Er braucht mich nur zu bitten.
Und dann kannst du ihn fluguntauglich schreiben? fragte Yossarian.
Nein, dann kann ich es nicht mehr.
Heißt das, daß die Sache einen Haken hat?
Klar hat sie einen Haken, erwidert Doc Daneeka. Den IKS-Haken. Wer den Wunsch hat, sich vom Fronteinsatz zu drücken, kann nicht verrückt sein.
aus: Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit ( aus: Joseph Heller: Catch 22)
April 6th, 2011 at 17:13
Da hat einer keine Chance! Eine ganz und gar verrückte Geschichte! Wahrscheinlich aus dem Leben gegriffen…
Liebe Grüsse,
Brigitte
April 6th, 2011 at 17:36
Scheint mir auch so. Das Paradoxe vieler Lebenssituationen bringt kaum einer so gut auf den Punkt wie Watzlawick. Immer wieder gut, sich das manchmal klar zu machen!
Liebe Grüße in die hoffentlich ebenso sonnige Schweiz
Anguane
April 6th, 2011 at 21:10
Wirkt doch, oder?
LG
April 7th, 2011 at 06:35
Lieber Curt,
bin mittlerweile der Meinung, dass es eventuell das Wirksamste überhaupt ist, weil es am realistischsten ist. Die heilsame Wirkung liegt m.E. am Erkennen unauflösbarer Paradoxien, denn damit erfährt vieles eine gewisse Leichtigkeit i.S. einer Relation.
LG
Anguane
April 9th, 2011 at 10:40
Ohne Leichtigkeit leider: “Schutzlos alleingelassen mit dem Geist
der Kriegshandwerker …” ( http://www.maierlyrik.de/blog/2011/04/09/waisenkinder/ )
Liebe Grüße
Helmut
April 9th, 2011 at 11:03
Lieber Helmut,
danke für den Verweis. Ich habe Deinen Text gelesen. Der Inhalt ist wirklich keine leichte Kost und traurig wahr - in der Tat ohne Leichtigkeit.
Sehr exakt getroffen. Gratuliere.
Watzlawick ist eher Kommunikationsforscher, weswegen hier gewissermaßen eine Metaebene eingenommen wird, um manch eine unauflösliche Paradoxie zu beschreiben. So darf man beide Ebenen m.E. nicht vermischen.
LG
Anguane